Die Geschichte von Mario und Saskia Iten. Und warum darin auch die arwo eine Rolle spielt.

Sandra Ardizzone Photography

Ein Lastwagen fährt in Lupfig ein und hält vor dem Standort der Firma «Netwerkk.ch GmbH». Geschäftsführer Mario Iten steht parat und hilft mit, die Sukkulenten aus dem Camion zu laden. Über 1000 Pflanzen werden an diesem Vormittag geliefert. «Die brauchen wir für unsere Veranstaltungen», sagt Saskia Iten. Sie ist die Schwester von Mario und im Start-up-Unternehmen unter anderem für die Beschaffung der Ware zuständig.

Unter Anleitung einer lokalen Fachperson werden Gäste die Pflanzen später am «PlantEvent», so wird der Anlass genannt, in einem Bilderrahmen zu Kunstwerken arrangieren. Auch beim zweiten Anlass, der «ArtNight», sind die durchschnittlich 10 bis 25 Kursteilnehmer kreativ. Unter Anleitung eines Künstlers malen sie ihr eigenes Bild.

Im 2018 fand die erste «ArtNight» statt, drei Jahre später kam der «PlantEvent» hinzu. Seither fanden in Deutschschweizer Restaurants und Bars 2000 solche Kreativ-Abende mit mehr als 30 000 Besuchern statt. «Viele von ihnen waren zuvor seit ihrer Kindheit nicht mehr kreativ», sagt Saskia Iten. Die eigene Kreativität wieder zu entdecken, sei jedoch nicht der einzige Gewinn. «Wir möchten Menschen abseits des digitalen Alltags zusammenbringen», sagt die Jungunternehmerin und begründet: «Trotz Vernetzung und haufenweise Freunden auf sozialen Medien fühlen sich viele Menschen im realen Leben einsam.»

Während der «PlantEvent» vom Geschwisterpaar initiiert wurde, stammt «ArtNight» von einem Start-up aus Deutschland. «Das Konzept begeisterte uns sofort», so die Geschwister. Statt das Unternehmen aus Deutschland zu konkurrenzieren, suchten sie den Kontakt zu den Gründern und holten den Anlass in die Schweiz. Die Begeisterung war nicht nur bei den Kursteilnehmern, sondern auch bei ihnen gross. So gross, dass sie das erste Standbein ihres im 2017 gegründeten Unternehmens kurzerhand ablösten. Seit zwei Jahren schulen sie deshalb keine Unternehmer mehr im Umgang mit sozialen Medien, sondern widmen sich ganz der Durchführung von Kreativ-Anlässen. «Unsere Vision ist es, zum grössten ‹Eventpowerhouse› für kreative Erlebnisse in der Schweiz zu werden.» so Mario Iten.

«Es lief super, wir wuchsen, und dann kam Corona», sagt Mario Iten. Von einem Tag auf den anderen konnte keiner der wöchentlich 20 durchgeführten Anlässe mehr stattfinden. «Anfangs hatten wir schlaflose Nächte», erinnert sich Saskia Iten. Schliesslich schulten sie die Künstler mit Online-Tools, damit sie die Teilnehmer*innen via Livestream anleiten konnten. Die Nachfrage war so gross, dass Itens vor neue Herausforderungen gestellt waren: Innert kürzester Zeit mussten sie tausende von Malutensilien verpacken und zu den Teilnehmer*innen nach Hause verschicken. «Wir haben im Büro nächtelang Päckli verpackt», kann Saskia heute darüber lachen. Schliesslich fiel ihnen eine Bekannte ein, die in der arwo arbeitet und ihnen von der Logistikabteilung erzählt hatte. Sie nahmen Kontakt auf. «Als Start-up haben wir keine teure IT-Infrastruktur, die Pakete haben keine Normgrösse. Die arwo zeigte sich jedoch flexibel und ging darauf ein.»

«Wir versuchen, alles so einfach und unkompliziert wie möglich zu halten, deshalb können wir auch auf solche Spezialwünsche eingehen», sagt Melanie Tschanz. Sie ist ausgebildete Logistikerin und in der arwo nicht nur dafür verantwortlich, dass die Bestellungen aus dem arwo-Webshop verschickt werden, sondern auch dafür, dass die Produkte ihrer Kunden gelagert und pünktlich verschickt werden. «Wir begleiten und beraten solche Unternehmen gerne und wachsen gemeinsam daran», sagt die Logistikerin. Das sei oft der Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit. «ArtNight» ist nicht das einzige Start-up, das mit der arwo zusammenarbeitet. «Seit der ersten Stunde unterstützt uns die arwo in der Produktion und im Schweizer Vertrieb unserer «DrinkPure»-Produkte», schreibt ein weiterer Kunde auf seiner Website. Dieses Start-up sorgt mit Filtermebranen für sauberes Wasser.

Für das Start-up, das im Logistik-Bereich selbst kein Fachwissen hat, war das hilfreich. «Jetzt müssen wir nicht mehr alles selbst verpacken und versenden. Indem wir eine Sozialeinrichtung unterstützen, können wir zudem unseren Nachhaltigkeitsgedanken leben», freut sich Saskia Iten.

Auch in Zukunft werden Saskia und Mario Iten wohl anfänglich immer wieder selbst Hand anlegen und Hürden überwinden. «Doch wer Mut zum Scheitern hat und bereit ist, immer wieder zu lernen, kann es schaffen», ist Mario Iten sicher. Und auch wenn der mittlerweile 27-Jährige rückblickend manchmal darüber lacht, wie unbeschwert er sein Unternehmen als 21-Jähriger zusammen mit seiner Schwester anging, so gibt ihnen der Erfolg recht: Auch als wieder Anlässe vor Ort möglich wurden, blieb der digitale Malspass nach wie vor beliebt. So werden wohl auch künftig nicht nur Pflanzen an ihren Firmensitz geliefert, sondern monatlich rund 1000 Päckli mit Malutensilien das arwo-Zentrallager in Wettingen verlassen – im Namen von Saskia und Mario Iten, die es geschafft haben, in der Krise im wahrsten Sinn  «kreativ»  zu werden.