Im Gespräch mit Niklaus Locher, dem Kopf auf der neuen

Postautowerbung.

Mit einem Rakel streicht eine Frau die Folie mit Niklaus Lochers Bild auf dem Postauto glatt. In blauer und roter Schrift steht daneben: «Arwo Sitftung Wettingen. Arbeiten und Wohnen für Menschen mit IV-Rente.» Seit Anfang Mai fährt der Bus mit ebendiesem Aufkleber auf der Rückseite im Raum Rohrdorferberg und Baden hin und her.

«Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen, aber es hat mich schon jemand darauf angesprochen», sagt Niklaus Locher, der sich über die Präsenz freut. Seit er vor einigen Jahren als Protagonist bei SRF-Sendungen wie «Üsi Badi» auftrat, ist er sich daran gewöhnt, von Fremden erkannt zu werden. «Gerade gestern waren wir mit der Wohngruppe an einem Markt, als jemand zu mir sagte, ‹du bist doch der Niklaus aus der Fernsehsendung›.»

Mir gefällt es hier

Niklaus Locher

Bei der Postauto-Werbekampagne geht es jedoch nicht um Freizeitaktivitäten. Niklaus Locher wirbt für Kollegen und Kolleginnen am Arbeits- und Wohnplatz in der arwo. Und wer wäre da besser geeignet als der 57-Jährige, der seit knapp 40 Jahren in der Wettinger Stiftung arbeitet und seit mehr als 20 Jahren in einer ihrer Wohngemeinschaften lebt? «Zusammen mit vier Frauen», sagt er, fügt an, das sei nicht nur einfach, und lacht wieder herzlich. Am ersten Arbeitsplatz in der Mechanik-Abteilung war der Frauenanteil hingegen gering. Mittlerweile arbeitet er in der Elektromontage. An diesem Morgen klebt er Spiegel auf einen Karton, der mit anderem Material zusammen in ein Paket für Lernende gelegt wird. In der Schule wird damit experimentiert, die Kraft der Sonne zu nutzen. «Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich», sagt Niklaus Locher, der sich nicht vorstellen kann, den Arbeitgeber zu wechseln: «Mir gefällt es hier.»

Mehr Teilzeitarbeit

Warum heute auch Stiftungen für ihre Wohn- und Arbeitsplätze werben und es Wartelisten gibt, hat gemäss arwo-Geschäftsleiter Roland Meier  erfreuliche Gründe. «Es wurden in den letzten Jahren neue geschützte Arbeitsplätze geschaffen, um auch hier eine Auswahlmöglichkeit für die Mitarbeitenden mit IV zu schaffen. Zudem bemüht sich die IV, vor allem junge Menschen in den normalen Arbeitsmarkt zu integrieren.» Und wie auch im ersten Arbeitsmarkt, so wollen auch Mitarbeitende mit IV heute häufiger nicht mehr Vollzeit arbeiten. Das führt dazu, dass heute zwar praktisch gleich viele Mitarbeitende mit IV in der arwo arbeiten, umgerechnet auf Vollzeitstellen aber eine Abnahme zu verzeichnen ist. Niklaus Locher gehört nicht dazu; er arbeitet 100 Prozent und findet das gut.  (bär)