Immer wieder werden in der arwo neue Produkte wie beispielsweise das Zwetschgen-Chutney kreiert. Nicht jedes Produkt schafft es jedoch ins Verkaufsregal. Ein Besuch in der Lebensmittelproduktion in Fislisbach.
Zwetschen, Ingwer, Zwiebeln, Peperoncini, Kardamomkapsel, Senfsamen, Salz, Rohzucker, Aceto Balsamico und Zucker. Auf dem Chromstahltisch in der Industrieküche der Lebensmittelproduktion in Fislisbach stehen die Zutaten fürs Zwetschgen-Chutney bereits parat. «Das Obst und Gemüse haben wir schon gestern geschnitten», sagt Mike Krieger, nimmt den Massbecher mit Aceto Balsamico und leert den Essig in den Kochtopf, den sogenannten Kipper. Nachdem alle Zutaten drin sind, schaltet der 32-Jährige das Programm an, rührt alles gut durch und lässt die Masse eindicken. «Das braucht Zeit, je nach Flüssigkeitsgehalt der Zwetschgen dauert es etwa 20 Minuten.» Im Freezer wird es danach abgekühlt, die Kardamomkapsel entfernt und in Gläser abgefüllt.
Dem simpel erscheinenden Prozess ging eine lange Planung voraus. «Wir haben vor einem Jahr mit dem Testen begonnen», sagt Florian Brändle im Oktober. Der ausgebildete Koch leitet die Lebensmittelproduktion in Fislisbach seit zwei Jahren. Das Team trifft sich regelmässig, um Ideen für neue Produkte zu sammeln, und lädt einmal pro Jahr eine Testgruppe zum Degustieren ein. Weil das Chutney gut ankam, wurde weiter gepröbelt. «Wir haben das Rezept mehrmals angepasst, beispielsweise die Dosierung der Kardamommenge verändert, damit das Gewürz nicht zu dominant ist.» Neben dem Chutney wurden noch vier weitere neue Produkte ins arwo-Sortiment aufgenommen: Das Kürbisrisotto und Peperoni-Risoni sowie eine Tapenade aus Tomaten und der Apérosnack Ajvar.
Bis es allerdings so weit war, mussten die Produkte einige Proben bestehen. Ein halbes Jahr werden die Produkte beispielsweise an verschiedenen Standorten gelagert, um allfällige Veränderung der Farbe oder des Volumens festzustellen. Die fünf Produkte haben die Tests bestanden. Bevor sie jedoch im Verkaufsregal stehen, wird im Labor getestet, ob sie allen Lebensmittelvorgaben entsprechen. Für die Deklaration der Nährwertzusammensetzung auf der Etikette gehen sie dann nochmals ins Labor. Nun beginnt die Vermarktung. Rund ein Jahr nach der ersten Idee konnte die Kundschaft das Zwetschgen-Chutney an einem öffentlichen Anlass erstmals degustieren und kaufen. «Wir haben sehr gute Rückmeldungen erhalten», sagt Esther Schmid, die für den Produkteverkauf zuständig ist und anfügt: «Gerade auch in den Geschenksets, die wir jetzt für Weihnachten zusammenstellen, passt das Zwetschgen-Chutney gut.»
Florian Brändle hat einen anderen Verwendungszweck ausprobiert und es anstelle von Zwetschen im Aargauer Braten verwendet. «Es gab dem Braten einen feinen würzigen Geschmack, allerdings war die Konsistenz zu flüssig», so Brändle. Das hat Mike Krieger noch nicht getestet, obwohl auch er ein passionierter Koch ist. «Ich koche am liebsten italienische Gerichte», sagt er, während er das Chutney umrührt und prüft, ob es genug eingekocht hat. Aufgrund eines Geburtsgebrechens bezieht er eine IV-Rente, absolvierte eine Attestausbildung als Koch und arbeitet seit fünf Jahren Teilzeit in der arwo. «Ich mache hier alle Arbeiten gern und bin froh, dass ich nicht daheim rumsitzen muss.» Am meisten Freude bereite ihm die Zubereitung der Mittagessen für die über 400 Schülerinnen und Schüler. «So kann ich einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Und wenn wir ein positives Feedback von ihnen bekommen, dann ist das besonders schön», sagt Mike Krieger. Mittlerweile können sie auch gut abschätzen, welche Menüs bei den Kindern und Jugendlichen gut ankommen: So einfach und normal wie möglich sei der Schlüssel zum Erfolg. Das Zwetschgen-Chutney gehört da wohl eher nicht dazu. «Das verschenke ich lieber an die Eltern meiner Freundin oder an Nachbarn. Sie freuen sich über unsere Produkte.» Sagt es und schaltet den Kipper aus. Der nächste Schritt steht an. Schon bald sind 170 Gläser Zwetschgen-Chutney parat und werden ins Verkaufsregal gestellt oder in den Geschenkkorb gelegt. (Melanie Bär)