Beim Adventsmarkt im Dezember 2019 war nicht klar, ob es die letzte Durchführung sein wird. Freiwillige aus verschiedenen Service-Clubs der Region haben den Markt gerettet und laden am 4. Dezember auf den Kirchplatz ein.

Petra Müller informiert Matthieu Weber über die Zusage des Glockenensembles. Die Musiker haben sich bereit erklärt, am 4. Dezember am Badener Adventsmarkt aufzutreten. Eigentlich arbeitet Petra Müller als Assistentin der Geschäftsleitung in der arwo Stiftung und Matthieu Weber als Business Analyst in der Versicherungsbranche. Doch für den Badener Adventsmarkt arbeiten sie zusammen.

1991 wurde der Weihnachtsmarkt in Baden von der «IG Badener Adventsmarkt» ins Leben gerufen und erstmals durchgeführt. Dass er dieses Jahr seinen 20. Geburtstag erlebt, gleicht einem Wunder. Die arwo Stiftung, die den Markt ab 2006 durchführte, teilte im Dezember 2019 das Aus mit – ausser es fände sich eine neue Trägerschaft. Als Grund nannte sie das finanzielle Defizit, das der Markt jedes Jahr in ihrer Kasse hinterliess. Weil die Organisation nicht zu den Kernaufgaben einer Behindertenstiftung gehört, wollte sie sich deshalb davon trennen.

Die Nachricht löste grosses Echo aus. Sowohl bei Besucher*innen als auch bei Standbetreiber*innen und der Stadt Baden. Sie alle bedauerten ein Aus des traditionellen Markts. «Das darf nicht sein, sagten auch wir vom Rotary Club Wettingen-Heitersberg», erinnert sich Mitglied Flavio De Nando zurück. Zusammen mit Rotarier Roland Michel nahm er Kontakt mit der arwo Stiftung auf. «Insbesondere der grosse personelle Aufwand, den es sowohl für die Planung als auch für die Durchführung brauchte, führte zu diesen hohen Kosten», so das Fazit von Flavio De Nando. Um diese Kosten zu senken, fragte er in anderen Service-Clubs um finanzielle und personelle Unterstützung an und stiess überall auf offene Türen. Gemeinsam gründeten die vier Rotary Clubs von Baden/Wettingen sowie der Inner Wheel Brugg-Wettingen und der Rotaract Club Baden einen Verein. Dieser übernimmt nun unter der Leitung von Vereinspräsident Roland Wunderli die Organisation und Durchführung des Markts. Coronabedingt musste dieser vergangenes Jahr zwar abgesagt werden. Doch im Moment sieht es aus, als könnte der Anlass unter Berücksichtigung der Schutzmassnahmen am 4. Dezember stattfinden.

Petra Müller gibt den Ressortverantwortlichen ihr Wissen nun weiter. Sie hat auch alle Standbetreiber über die Rettung des Markts informiert. «Das Echo war durchwegs positiv. Alle waren mega happy, einige sagten, dass es für ihre Stiftung der beste Markt sei, um ihre Produkte zu verkaufen», so Petra Müller. Wenig erstaunlich deshalb, dass auch dieses Jahr wieder 55 Sozialinstitutionen an über 90 Ständen auf dem Kirchplatz ihre Produkte anbieten werden. Weil Ende November auch die Sanierung der Stadtkirche abgeschlossen ist, wird auch das Gerüst demontiert und der Platz in der gewohnten weihnächtlichen Atmosphäre erleuchten.

Ein paar Änderungen gibt es dennoch. Auf das Betreiben einer eigenen Festbeiz im Roten Turm wird verzichtet. «Es gibt genügend viele gute Restaurants rund um den Kirchplatz», ist Petra Müller überzeugt. Die Essensstände auf dem Platz, an denen die Besucher Grilladen, Raclette, Knoblibrot und Kürbissuppe kaufen können, werden weiterhin angeboten.

Eingeschränkt wurde auch das Rahmenprogramm, das neu ausschliesslich in der Stadtkirche stattfindet. «Allerdings gibt es dort sowohl Angebote für Erwachsene als auch für Kinder», sagt Matthieu Weber, der am Adventsmarkt fürs Marketing und das Rahmenprogramm zuständig ist. Er hilft als Mitglied des Rotaract Club Baden als Freiwilliger mit. Der Aufwand lohne sich allemal: «Das Schönste wird sein, wenn wir am
4. Dezember um 17 Uhr die Besucherinnen und Besucher glücklich in den Abend entlassen dürfen.»